Wie alles begann!

Obwohl ich erblich in Sachen Motorrad überhaupt nicht vorbelastet bin kristallisierte sich bereits im Alter von 15 Jahren eine gewisse Leidenschaft zu allen Fahrzeugen mit zwei Rädern und einem Verbrennungsmotor heraus.

Nicht gerade zur Freude meiner Eltern und vor allem zum Unmut meines Vaters zog ich immer wieder irgendwelche Zweiräder an Land was letztendlich dazu führte das mir gleich mehrmals der Rauswurf aus der gewohnten Umgebung und Familiengemeinschaft angedroht wurde. Trotz aller gut gemeinter elterlichen Ratschläge und Fürsorgepflicht der Eltern zum Trotz wurde keine Gelegenheit ausgelassen die Zweiräder nach entsprechender Präparation in den umliegenden Straßen und Fluren ausgedehnt zu bewegen.

Die Liebe zu historischen Zweirädern wurde mit dem Erwerb einer BSA 600 aus den sechziger Jahren sowie einem BMW R25/2 Gespann geweckt. Beide Fahrzeuge wurden in einem Zustand erworben was eher in die Kategorie "Extremer Renn-Trimm" passen würde und mit einem Originalzustand nicht annähernd etwas zu tun hat.

Nicht zu meinen Sternstunden zählte der Tag als die BSA samt meiner Wenigkeit mit 130 km/h frontal mit einer Böschung Bekanntschaft machte. Somit hat sich jeglicher Fahrspaß mit einem kräftigen 600 ccm Parallel-Twin völlig überraschend und in Bruchteilen von Sekunden von selbst erledigt. Meine Blessuren waren schnell kuriert aber der Genickbruch des fahrbaren Untersatzes war nicht mehr reparabel.

Die schnelle BSA

 

BMW R25

Folglich musste ich mich nun mit nur 12 Pferdestärken, und das mit Seitenwagen, der BMW R25 für gelegentliche illegale Spritztouren begnügen. Da das Fahrzeug aber zudem von einem straßenverkehrs-tauglichen Zustand Lichtjahre entfernt war und auch der Führerschein für ein Motorrad langsam näher rückte wurde folgender Beschluss gefasst: Die R25 muss wieder mit Original Teilen hochgerüstet und in einen verkehrstauglichen Zustand gebracht werden.

Das ganze Vorhaben gestaltete sich weit weniger schwierig als zuerst gedacht. Auf einem Dachboden im Heimatort war noch eine zerlegte R25 ohne Motor und Antriebsaggregate zu finden. Sämtliche Blech- und Kleinteile waren vorhanden und in einem einwandfreien Zustand. Lediglich der Rahmen war aufgrund eines Unfallschadens arg in Mitleidenschaft gezogen. Ein solcher fand sich zwei Wochen später nur zwei Orte weiter unter einem Holzstapel und der dazugehörige Brief konnte auch noch ausfindig gemacht werden. So wurde das erste Restaurationsobjekt geboren und nach ca. 6 Monaten zumindest zu meiner Zufriedenheit abgeschlossen.
Zwar hat die Optik des Projekts aus Kostengründen einige Wünsche offen gelassen aber der zurückgewonnene Originalzustand konnte sich durchaus sehen lassen.

Das Unheil nahm dann im Jahre 1981 seinen Lauf als zu meiner Bundeswehrzeit ein Kollege in einer Scheune in der Nähe von Vilshofen eine KS 600 ausfindig machte. Alle anfänglichen Versuche die KS käuflich zu erwerben scheiterten. Erst auf ein Tauschangebot gegen meine 500er Honda konnte der Besitzer nicht widerstehen und ich konnte schon bald eine KS 600 Baujahr 1938 mit Original-Brief als mein Eigentum betrachten.


Wer aber nun glaubt ich habe hier ein Prunkstück im Originalzustand erworben, hat sich getäuscht. Es wurde bereits mit der Restauration oder besser gesagt mit einer behelfsmäßigen optischen Aufwertung begonnen. Hierzu haben die Felgen, Tankabdeckung usw. mit silbernen Ofenrohrlack einen neuen Anstrich bekommen. Die Technik war noch jungfräulich und unverbastelt wobei aber der alte Zündapp-Schwachpunkt mit einem gebrochenen Nadelkäfig der Pleuellagerung zum Vorschein kam. Hier fanden sich aber im Nachbarort gleich zwei 600er Notstromaggregate mit deren Hilfe ich mein Motorradtriebwerk wieder zum Leben erweckte.

Meine erste Zündapp

Leider erlosch das anfängliche Strohfeuer mit der Restauration wieder sehr schnell. Schließlich gab es im Alter von 21 Jahren noch wesentlich wichtigere Dinge zu erledigen als eine alte Zündapp auf Vordermann zu bringen. So ging das Projekt zu 70% fertiggestellt vorübergehend in den Dornröschenschlaf und wäre um ein Haar fast vollends in Vergessenheit geraten.

Während einer Weiterbildungsmaßnahme im Jahre 1986 half mir ein Gleichgesinnter wieder auf die Sprünge und erweckte den Zündapp- Boxer bei mir wieder im Gedächtnis. Nun wurde aber die Baustelle gnadenlos nach vorne getrieben und bereits nach einer Bauzeit von 6 Monaten fertiggestellt. So konnte die KS zum Saisonstart im Jahre 1987 im neuen Glanz in Betrieb genommen werde.
Mit der Wende bekam das Fahrzeug auch noch das dritte Rad in Form eines Stoye Vorkriegsseitenwagens was vor allem der zwischenzeitlich eingetroffene Nachwuchs sehr zu schätzen wusste.

Der alte Zündapp-Boxer wird nun seit 20 Jahren regelmäßig bewegt. Die KS hat zwischenzeitlich eine Gesamtlaufleistung von 52 000 km abgespult. Im Jahre 1996 bei einem Kilometerstand von von ca. 20 000 km waren erneut die Nadelkäfige drauf und dran ihren Dienst zu quittieren. In diesem Zusammenhang wurde dann die bessere Entscheidung getroffen und der Motor auf Gleitlagerung umgerüstet.

So freue ich mich auch in diesem Jahr wieder sehr auf die gemeinsamen und ausdehnten Ausfahrten mit der KS 600 Clique in den Österreichischen und Südtiroler Alpen.

Heutiger Zustand